Schweizer Hypothekarmarkt im Q3 2025: Wohnsegment treibt an, Markt für Anlageimmobilien erholt sich vorsichtig
Der Schweizer Hypothekarmarkt setzte seine Erholung im dritten Quartal 2025 fort, getragen von einer robusten Nachfrage im Wohnsegment, günstigen Finanzierungskonditionen sowie der anhaltenden Unterstützung durch die Schweizerische Nationalbank mit einem SARON-Basissatz von 0 %. Das Netto-Neugeschäft bei Hypotheken erreichte über CHF 22 Milliarden – ein Anstieg von 12 % im Jahresvergleich und 5 % gegenüber dem Vorquartal. Dies entspricht dem zweitgrössten vierteljährlichen Zufluss der letzten fünf Jahre.
Laden Sie den vollständigen Resolve Marktbericht Q3 2025
Die Transaktionsaktivität nahm im Vergleich zu Q2 um 5 % zu. Die durchschnittlichen Hypothekarvolumina blieben stabil, während ein Preisanstieg von +3 % im Quartalsvergleich die Marktstabilisierung unterstreicht. Die Belehnungsquoten (Loan-to-Value, LTV) im Wohnsegment lagen unverändert bei rund 73 %, was trotz selektiver Kreditvergabepolitik der Banken auf ein ausgewogenes Risikoumfeld hindeutet.
Privathypotheken: Vertrauen treibt Wachstum
Hypotheken für selbstgenutztes Wohneigentum bilden das Rückgrat der Marktexpansion und generieren den Grossteil der neuen Volumina. Die durchschnittliche Hypotheken Summe stieg auf CHF 751’000 (+6.9 % YoY), was stabile Transaktionspreise und das gestiegene Vertrauen der Kreditnehmer widerspiegelt.
SARON-Hypotheken behielten ihren Kostenvorteil bei: mit einer typischen Marge von 0.90 % gegenüber 1.66 % bei zehnjährigen Festhypotheken. Bei einem durchschnittlichen Kredit von CHF 900’000 ergibt dies eine jährliche Ersparnis von rund CHF 7’000 – fast doppelt so viel wie im Vorquartal.
Die Genehmigungsquote für Hypotheken im Wohnsegment liegt weiterhin bei über 95 %. Typischerweise sind mehr als fünf Kreditgeber bereit, qualifizierte Antragsteller zu finanzieren. Der Wettbewerb hat sich intensiviert: Die Spanne zwischen den besten und schlechtesten Angeboten sank auf 0.70 % (gegenüber 0.92 % in Q2). Dadurch reduzierten sich die maximal möglichen jährlichen Einsparungen von CHF 8’000 auf rund CHF 6’300.
Während Banken insgesamt vorsichtig agieren, kehrt der Wettbewerb schrittweise zurück – insbesondere regionale Kreditinstitute und Versicherer treten vermehrt in den Markt ein, wenn auch teils gebremst durch Rückstände aus dem ersten Halbjahr.
Anlageimmobilien: Erholungssignale, doch Volumen weiterhin unter Druck
Das Segment der Anlageimmobilien verzeichnete im dritten Quartal 2025 erstmals seit 2024 wieder eine messbare Belebung. Das Neugeschäft wuchs gegenüber Q2 um 5 %. Im Gesamtvolumen spiegelte sich dies jedoch noch nicht wider: Die durchschnittliche Kreditsumme sank im Quartalsvergleich um 3 % auf CHF 1.2 Millionen – der zweitniedrigste Wert der vergangenen 13 Quartale.
Dieser Rückgang verdeutlicht die fortgesetzte Entschuldungsstrategie der Banken sowie ihre Präferenz für Transaktionen mit tieferen Belehnungsquoten. Grössere Refinanzierungen – insbesondere ab CHF 15 Millionen – bleiben aufgrund verschärfter Basel-III-Vorgaben, reduzierter Verschuldungsgrenzen und konservativer Objektbewertungen (immer noch rund 20–25 % unter Marktwert) schwierig.
Kreditgeber fokussieren sich weiterhin auf erstklassige Dossiers mit stabilen Cashflows oder konservativen Finanzierungen. Die Genehmigungsquoten bleiben eingeschränkt: Weniger als zwei Drittel der Anträge ausserhalb des Kerngeschäfts werden bewilligt. Dennoch zeigt die zunehmende Annäherung der Konditionen zwischen Wohn- und Anlagehypotheken erste Grundlagen für eine vorsichtige Erholung.
Zinsen und Kreditgeberlandschaft: Chancen bei selektiver Vergabe
SARON-Hypotheken bleiben die kosteneffizienteste Option, während langfristige Festhypotheken durch tiefe Margen ebenfalls attraktiv sind. Über beide Produkte hinweg stabilisierten sich die Bankmargen, bei zehnjährigen Festhypotheken stiegen sie leicht auf 1.10 % (Q2: 1.00 %).
Wichtige Marktdynamiken im Q3:
- Margen bei SARON- und Festhypotheken stabil.
- Spanne zwischen besten und schlechtesten Anbietern auf 0.70 % verengt (–20 % gegenüber Q2).
- Versicherer kehren schrittweise in den Hypothekarmarkt zurück, vor allem im Bereich Wohnsegment und Low-LTV-Investitionskredite.
- Entwicklungsfinanzierungen (Land- und Baukredite) bleiben schwer zugänglich.
- Liquiditätsengpässe beeinflussen Strategien: Fokus auf hochwertige Privatkunden und langjährige Geschäftsbeziehungen.
Ausblick: Zinsstabilität und Steuerreform
Für Q4 2025 zeichnet sich folgende Entwicklung ab:
- Immobilienbewertungen dürften weiter steigen, getragen durch Nachfrage und die höhere Risikobereitschaft der Banken nach Basel-III-Anpassungen.
- Referenzzinsen bleiben stabil: Starker Franken und US-Steuerreformen kompensieren zusätzliche geldpolitische Lockerungen.
- Margen könnten sich leicht verengen, da SARON-Hypotheken Marktanteile gewinnen.
- Banken bleiben liquide und suchen aktiv nach Finanzierungsmöglichkeiten.
Schwerpunkt: Abschaffung der Eigenmietwertbesteuerung
Die Volksabstimmung vom 28. September 2025 führte mit 57.7 % Zustimmung zur Abschaffung der Eigenmietwertbesteuerung. Die Reform tritt frühestens 2028 in Kraft und wird die Hypothekar- und Immobilienmärkte grundlegend verändern:
- Kurzfristig: Renovierungsboom erwartet, da Eigentümer vor der Reform noch Abzüge geltend machen.
- Mittelfristig: Preise könnten um 2–3 % steigen, da die niedrigere Steuerlast die Nachfrage stützt. Ältere Objekte mit Renovierungsbedarf bleiben jedoch zurück.
- Langfristig: Hypothekarverschuldung dürfte langsamer wachsen, da der Zinsabzug entfällt. Effektive Finanzierungskosten steigen um 20–30 %, hochverschuldete Strategien verlieren an Attraktivität. Das systemische Risiko sinkt.
Laden Sie den vollständigen Resolve Marktbericht Q3 2025